Sadya Adem
25 Jahre, Bad Lobenstein

Es ist gut, einen Job zu haben und auch mein Mann hat seine Ausbildung geschafft. Er kann bei der Firma weiterarbeiten und auch mein Sohn hat jetzt endlich einen Kindergartenplatz. Ich bin jetzt zuhause angekommen.

Gespräch mit Sadya Adem

Der ländliche Raum mit seinen Vor- und Nachteilen

Als Sadya Adem und ihr Mann in den Saale-Orla-Kreis zogen, hatte es das junge Paar nicht leicht. Sie wurden in einer Unterkunft mit wenigen anderen Geflüchteten in Frössen untergebracht. Frössen ist ein kleiner Nachbarort von Bad Lobenstein ohne Geschäfte und kaum vorhandener Nahverkehrsanbindung. Bald fühlte sich das Paar isoliert und als Frau Adem ihr erstes Kind bekam, war der Alltag kaum noch zu bewerkstelligen. Mit Hilfe des Sozialamtes konnte die Familie nach Bad Lobenstein umziehen.

Sadya Adem kam mit ihrem Mann 2015 nach Deutschland und lernte kurz darauf Katrin Gersdorf über deren ehrenamtliche Tätigkeit kennen. Diese Begegnung sollte ihren künftigen Arbeitsweg bestimmen. In den ersten Jahren blieben Frau Adem und Frau Gersdorf über die ehrenamtliche Arbeit im Diakonieladen „Geben und Nehmen“ verbunden. Sie kochten und backten dort gemeinsam und Frau Adem half auch gerne bei den Begegnungsfesten in Bad Lobenstein mit.

Mit Start der Jobmanager SOK ging es für Sadya Adem voran

2018 startete das LAT-Projekt Jobmanager SOK, bei dem Katrin Gersdorf die Projektleitung übernahm. Sie vermittelte Sadya Adem in ein Fischrestaurant, in dem sie auf 400€-Basis in der Küche arbeitete. Zwar hatte die junge Eritreerin bereits im Sudan in einem kleinen Restaurant gearbeitet, die Deutsche Küche war jedoch eine neue Erfahrung für sie. Doch die typischen Gastronomie-Arbeitszeiten wurden für die junge Mutter zu einer immer größeren Herausforderung. Und so endete nach über einem Jahr das Beschäftigungsverhältnis. Die Jobmanager vermittelten Sadya Adem dann als Vertretung in eine Außenwohngruppe der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein für beeinträchtige Menschen.

„Der erste Tag war sehr schwer, aber danach war es ok. Ich habe dort sehr nette Kollegen. Sie sind alle so freundlich zu mir und auch der Chef ist sehr nett“, erzählt die 25jährige.

Die Kolleg*innen und der Vorgesetzte waren so begeistert von Frau Adem, dass sie ihr eine Festanstellung ermöglichten. Seit dem Herbst 2020 ist Frau Adem nun fest bei der Stiftung beschäftigt und übernimmt hauptsächlich die Reinigungsarbeiten. Aber auch am täglichen Leben der Bewohner*innen nimmt die junge Frau teil. „Wir kochen oft zusammen und jeden Freitag backen wir gemeinsam einen Kuchen. Zu meinem Geburtstag haben wir gefeiert und sie haben sich dafür extra verkleidet“, erinnert sie sich lachend.

Den Jobmanagern ist sie sehr dankbar für ihren Einsatz: „Das Büro ist jeden Tag auf und jeder findet hier Hilfe. Es ist toll, dass es bei den Jobmanagern so einfach ist. Man will einen Job und Frau Gersdorf findet einen.“

Zurzeit arbeitet Sadya Adem nicht. Sie erwartet das zweite Kind und darf nicht zur Arbeit. Aber bereits jetzt freut sie sich in ihrem Job zurückzukehren, sobald sie kann. „Es ist gut, einen Job zu haben und auch mein Mann hat seine Ausbildung geschafft. Er kann bei der Firma weiterarbeiten und auch mein Sohn hat jetzt endlich einen Kindergartenplatz. Ich bin jetzt zuhause angekommen.“

(September 2021)

Sadya Adem

Gespräch mit den Jobmanager*innen SOK

Trotz Sprachbarriere geschätzten Mitarbeiterin

„Sadya Adem gehörte zur ersten Gruppe von Eritreer*innen, die zu uns in den Kreis kamen. Von Beginn an wollte sie nur arbeiten und unter Menschen sein, um die Sprache zu lernen“, erinnert sich Katrin Gersdorf, Projektleiterin bei den Jobmanagern SOK.

Sie bot Frau Adem an, ein bis zwei Tage in der Woche im Küchenbereich des Diakonieladens „Geben und Nehmen“ zu arbeiten. Durch die Sprachbarriere wurden Anweisung so gegeben, dassFrau Adem bei allem zusah und es dann nachmachen konnte. „Sie hat mir ein oder zwei Wochen über die Schulter geschaut und dann hat das schon wunderbar funktioniert“, sagt Frau Gersdorf.

Bevor Sadya Adem im Fischrestaurant anfing, besuchte sie einen Sprachkurs und schaffte mit viel Mühe das A2-Niveau. Ab da funktionierte die Verständigung schon besser.

„Eine ihrer größten Stärken ist, dass sie keinerlei Berührungsängste hat, Neues auszuprobieren“, berichtet Ralf Thomala, Mitarbeiter im LAT-Projekt. Und so war er auch nicht verwundert, als Frau Adems Vorgesetzter bereits nach zwei Wochen bei der Diakoniestiftung Weimar Bad Lobenstein anrief, weil er sie unbedingt fest in seinem Team wollte.

„Sie sieht einfach, wo die Arbeit gemacht werden muss. Zudem hat sie ein offenes und kommunikatives Wesen, auch ohne perfekte Sprachkenntnisse“, berichtet Katrin Gersdorf. „Das funktioniert gerade bei Menschen mit Beeinträchtigung auf eine ganz besondere Art, weil diese sich ja teilweise auch anders als über Sprache ausdrücken“.

Verbindung zu den Jobmanager*innen bleibt bestehen

Auch nach der erfolgreichen Vermittlung ist Sadya Adem noch oft im Büro der Jobmanager, das sich im selben Gebäude wie der Diakonieladen und dem ThINKA-Büro befindet. Sei es, um Hilfe bei behördlichen Formularen zu bekommen oder um sich bei den Veranstaltungen der Diakonie ehrenamtlich einzubringen. „Wir haben alles unter einem Dach, da können wir den Menschen unkompliziert und auf kurzen Wegen helfen“, so Frau Gersdorf.

Von Arbeitgeber*innen wünschen sich die Jobmanager, dass mehr von ihnen Menschen mit Migrationserfahrung eine Chance geben und dass sie sich nicht entmutigen lassen, wenn es mit einer*m Teilnehmer*in nicht geklappt hat. „Wir sehen bei Arbeitgebern, die bereit waren, diesen Mehraufwand mitzumachen, viel Toleranz und tolle Erfahrungen und dass dort Gleichbehandlung auch großgeschrieben wird. Da muss dann aber auch die Belegschaft mitziehen, was leider nicht überall der Fall ist“, berichtet Ralf Thomala.

Für Sadya wünschen sie sich, dass ihr Kind gesund zur Welt kommt und dann der Jobeinstieg wieder so reibungslos klappt wie am Anfang.

„Ich hoffe, dass Ruhe in den Sudan und nach Eritrea einkehrt, damit Sadya Adem (irgendwann) mit ihrer Familie wieder zurückkehren kann, falls sie diesen Wusch haben. Sie hat in jedem Fall viel hier gelernt, was sie dort und hier nutzen kann, um für sich und ihre Familie ein gutes Leben zu schaffen“, so Katrin Gersdorf abschließend.

(September 2021)

Jobmanager*innen SOK