Awet Fsahaye
29 Jahre, Bad Lobenstein

Wenn jemand eine Ausbildung wirklich machen will, dann kann er es auch schaffen. Es ist aber kein einfacher Weg, man braucht viel Zeit und Geduld und man muss viel lernen.

Gespräch mit Awet Fsahaye

Ankommen in Bad Lobenstein

Awet Fsahaye, ehemaliger Teilnehmer im Projekt „Jobmanager SOK“ und Katrin Gersdorf, Projektmitarbeiterin, kennen sich schon seit seiner Ankunft in Bad Lobenstein. Das war 2015. Damals gab es das Projekt noch nicht, doch Herr Fsahaye bekam schon damals Unterstützung von Frau Gersdorf und anderen Mitgliedern der lokalen Kirchengemeinde. Sie halfen ihm und anderen Menschen aus Eritrea beim Deutsch lernen, noch bevor sie zum Sprachkurs gehen konnten. „Am Anfang war es sehr schwierig in Europa und Deutschland anzukommen, da wir die Sprache und das Land nicht kannten, wer sind gute Leute, wer sind schlechte Leute und wer ist offen für uns“, erinnert sich Awet Fsahaye an seine erste Zeit in Deutschland.

Frau Gersdorf vermittelte in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit Herrn Fsahaye auch ein Praktikum in der Tischlerei Drechsler GmbH in Saalburg-Ebersdorf bei Bad Lobenstein. Die Arbeit gefiel ihm so gut und der Chef war auch zufrieden mit ihm, dass er noch weitere Praktika dort machte, bis er schließlich eine Ausbildung in dem Betrieb beginnen konnte.

Tischlern liegt in der Familie

Er hatte schon in seinem Herkunftsland Erfahrungen als Tischler gesammelt. Seine ganze Familie hat eine Tischlerei und er hat dort immer mitgeholfen. Das war schließlich einer der Gründe für das erfolgreiche Bestehen der Gesellenprüfung. Er erzählt sehr begeistert von seiner Arbeit: „Ich bin mit Holz aufgewachsen. Ich mag den Geruch und die Arbeit mit Holz. Aber es gibt große Unterschiede zwischen Tischlern in meiner Heimat und hier. Neben der Sprache wächst in Europa anderes Holz und die Temperaturen sind andere auf den Baustellen draußen.“

Die praktischen Teile der Ausbildung machten ihm keine Probleme, aber die theoretischen Teile waren herausfordernd. So berichtet er davon, wie er nach der Arbeit oftmals noch lernen, berechnen und zeichnen üben musste. Aber er kam in der Berufsschule und im Internat gut mit den meisten seiner Mitschüler*innen und Lehrer*innen klar. Zur Ausbildung möchte er anderen Geflüchteten sagen: „Wenn jemand eine Ausbildung wirklich machen will, dann kann er es auch schaffen. Es ist aber kein einfacher Weg, man braucht viel Zeit und Geduld und man muss viel lernen.“

Unterstützung ist wichtig

Sicher ist sich Awet Fsahaye allerdings auch, dass er es ohne Frau Gersdorf und das LAT-Projekt nicht geschafft hätte. „Frau Gersdorf ist sehr nett. Immer wenn ich ein Problem habe kann ich sie fragen. Sie hilft immer.“ Das galt sowohl für die Praktikumssuche, als auch für die Unterstützung während der Ausbildung. Sei es das Organisieren der Nachhilfe, oder das Fahren zur Berufsschule, da die Mobilität in der Region für Menschen ohne Auto recht eingeschränkt ist.

Danach gefragt, was sein größter Wunsch sei, antwortet er: „Ich möchte gerne meine Familie wiedersehen.“

(September 2021)

Awet Fsahaye
Awet Fsahaye, Jürgen Drechsel

Gespräch mit den Jobmanager*innen SOK

Ehrenamtliche Netzwerke sind sehr wichtig

Der erste Kontakt zwischen Katrin Gersdorf und Awet Fsahaye fand 2015 in der Kirche in Bad Lobenstein statt. „Dort saß eine Gruppe junger eritreischer Menschen, die ich dann einfach mal angesprochen habe“, erinnert sich Frau Gersdorf. Sie half Herrn Fsahaye und anderen dann ehrenamtlich (zu dem Zeitpunkt gab es das LAT-Projekt Jobmanager SOK noch nicht) beim Sprache Lernen, bei der Wohnungssuche und allgemein beim täglichen Leben. Da Awet Fsahaye in Eritrea schon als Tischler ausgeholfen hatte, fragte Katrin Gersdorf für ihn bei einem bekannten Tischler für ein Praktikum an. Schließlich sagte die Tischlerei Drechsler GmbH in Saalburg Ebersdorf bei Bad Lobenstein zu.

Nach längeren Praktikums- und Sprachkursphasen konnte Herr Fsahaye schließlich mit Projektbeginn auch seine Ausbildung bei der Tischlerei anfangen. Frau Gersdorf, jetzt als Projektleiterin des LAT-Projekts, konnte alle rechtlichen und formalen Rahmenbedingungen klären, so dass die Ausbildung ohne Probleme starten konnte. Auch die Berufsschule lief gut an, allerdings musste in den mathematischen Fächern Unterstützung geleistet werden. „Die Berufsschule meinte, dass Herr Fsahaye sprachlich keine Probleme hätte, nur in Mathematik und Physik benötigt er Hilfe. Deshalb habe ich ihm neben der ausbildungsbegleitenden Hilfe noch ehrenamtliche Nachhilfe organisiert. Das ist das schöne hier, es gibt ein großes hilfsbereites ehrenamtliches Netzwerk“, berichtet Katrin Gersdorf.

Mobilität als großes Problem

Ein großes Problem ist allerdings ist die Mobilität im ländlichen Raum. „Die guten Jobs sind teilweise auf dem Land, in den Dörfern um Bad Lobenstein, die ohne Fahrzeug schlecht zu erreichen sind. Auch hier mussten wir zwischenzeitlich wieder auf das ehrenamtliche Netzwerk zurückgreifen, damit die Teilnehmer zur Berufsschule oder im Winter zu ihrer Arbeitsstelle gefahren werden konnten. Eigentlich bräuchten wir dafür einen Fahrdienst“, so Frau Gersdorf weiter.

Mittlerweile hat Awet Fsahaye einen Führerschein und ein eigenes Auto. Auch sonst hat er sich gut eingelebt. „Er hat sogar einen eigenen Garten, in dem er Obst, Gemüse und Blumen anbaut“, lacht Frau Gersdorf. „Die größte Freude hatte ich, als er vorbeikam und mir sein Gesellenzeugnis zeigte.“ Sie wünscht ihm, dass er endlich seine Familie wiedersehen kann.

(September 2021)

Ralf Thomala, Awet Fsahaye, Katrin Gersdorf
Dieser Text wurde automatisch übersetzt.