Leti Seolina
45 Jahre, Erfurt

Die Kollegen sind sehr nett und haben mir viel gezeigt und beigebracht. Im Krankenhaus zu arbeiten war immer mein Traumjob, schon als ich noch in der Schule war.

Gespräch mit Leti Seolina

Leti Seolinas Ankommen in Thüringen

Während ihrer ersten drei Wochen in Thüringen war Frau Leti Seolina in der Erstaufnahmeeinrichtung in Suhl. "Ich habe dort viele nette Menschen kennen gelernt und die Sozialarbeiter haben mir sehr geholfen, zum Beispiel, dass ich eine Wohnung in Ilmenau bekomme", sagt sie über diese Zeit. Für sie war von Anfang klar, dass sie mit Menschen zusammenarbeiten und "nicht nur am Schreibtisch sitzen möchte", erzählt sie lachend. Da sie schon bei der Pflege von Familienmitgliedern in ihrem Heimatland Indonesien Erfahrungen gesammelt hatte, bemühte sie sich in Ilmenau um Arbeits- und Ausbildungsstellen bei verschiedenen Altenhilfezentren. Leti Seolina bekam gleich drei Angebote, aber für eine qualifizierte Anstellung fehlten ihr Zeugnisse und noch ein paar Grundlagen, weshalb sie von einer Beraterin in Arnstadt auf das LAT-Projekt "Wege in die Pflege" (WiP) vom Institut für Berufsbildung und Sozialmanagement (IBS) gGmbH aufmerksam gemacht wurde. Dabei handelt es sich um eine Qualifizierung zur Betreuungs-, Service- und Pflegehilfskraft, die auch ohne formalen Bildungsabschluss eine Arbeitsaufnahme in diesem Bereich ermöglicht.

Der Weg in eine qualifizierte Anstellung

Leti Seolina startete im Mai 2019 mit dem Kurs. Sie ist von Anfang an begeistert, da sie nun auch das Wissen vermittelt bekommt, das sie benötigt, um im Bereich der Pflege arbeiten zu können. "Ich habe hier viel gelernt, zum Beispiel wie man die Patienten richtig lagert und wäscht. Aber auch was bei der Kommunikation zu beachten ist," erzählt Frau Leti Seolina. Am besten gefiel ihr im Projekt die Arbeit mit dem Fachdozenten und Projektmitarbeiter Jan Gutte: "Er war sehr nett, flexibel und hilfsbereit. Und er hat alles so gut erklärt. Er war ein Grund, warum ich den Kurs bis zum Ende geschafft habe." Diese Motivation war an manchen Tagen besonders nötig, da sie aufgrund des anstrengenden Pendelns zwischen Erfurt und Ilmenau Probleme mit der Konzentration hatte. Die Ausländerbehörde Erfurt hatte ihr nämlich aufgrund der Aufenthaltsgestattung nicht erlaubt, nach Erfurt zu ziehen.

Durch das Projekt WiP hat Leti Seolina auch von den anderen beruflichen Möglichkeiten erfahren, die ihr ein Abschluss eröffnet. Sie entschied sich, ihr Fachpraktikum in der Abteilung für Neurologie am Helios-Klinikum zu absolvieren. Ihr gefiel die Arbeit sehr und auch der Stationsleiter war von Leti Seolinas Engagement überzeugt. Er empfahl ihr, sich nach ihrem erfolgreichen Abschluss im Projekt auf eine Stelle in seiner Abteilung zu bewerben. Alles lief wie geplant und Leti Seolina bekam im Januar 2021 die Zusage.

"Die Kollegen sind sehr nett und haben mir viel gezeigt und beigebracht. Im Krankenhaus zu arbeiten war immer mein Traumjob, schon als ich noch in der Schule war", berichtet Leti Seolina. Bereits ein halbes Jahr später bekam sie das Angebot, sich auf die Ausbildung zur Pflegehelferin vorzubereiten. "Ich bin sehr froh über diese Möglichkeit. Dadurch darf ich dann mehr Sachen mit den Patienten machen." Da ihr dafür das Sprachniveauzertifikat B2 fehlt, absolviert sie gerade einen berufsbezogenen Sprachkurs im Helios, damit sie die Ausbildung demnächst starten kann.

Abschließend sagt Leti Seolina: "Ich fühle mich mittlerweile sehr wohl in Thüringen. Ich habe hier viel Unterstützung erhalten und nun habe ich eine tolle Arbeit. Es war nicht immer alles einfach, aber ich kämpfe für ein normales und gutes Leben."

Leti und Projektleiterin Daniela Gareis-Krumm
Leti Seolina

Gespräch mit dem Projekt WIP

Leti Seolina nimmt ihre Zukunft in die Hand 

„Als Leti Seolina zu uns kam, hatte sie ganz klare Vorstellungen davon, wo sie hin will“, erinnert sich Jan Gutte, Projektmitarbeiter bei „Wege in die Pflege“ (WiP). „Sie hat dann auch mehrere Aufklärungsgespräche eingefordert, um herauszufinden, wie sie ihr Ziel erreichen kann“. 

Dass dieser Weg nicht einfach werden würde, war dem Projektteam klar. Mit ihrem Aufenthaltsstatus hatte Leti Seolina keinen Zugang zu einem Integrationskurs und den damit verbundenen Sprachlernangeboten. Deshalb waren ihre Deutschkenntnisse zu Beginn eher gering. Die aufenthaltsrechtliche Situation war auch dafür verantwortlich, dass sie nicht aus der Gemeinschaftsunterkunft ausziehen durfte und deshalb keinen Rückzugsort zum Lernen hatte.  

„Es war extrem belastend für sie. Besonders wenn sie während des Praktikums zur Frühschicht pendeln musste – also quasi mitten in der Nacht von Ilmenau nach Erfurt“, sagt Jan Gutte. Immer noch ist er verärgert, wenn er daran denkt.  

Auch im Kurs musste sich die Frau aus Indonesien die passende Lernatmosphäre erst schaffen. „Es war eine sehr unruhige Klasse, da hat Leti Seolina auch mal zu Ruhe und Ordnung gerufen. Das hat auch wunderbar funktioniert, weil sie in dem Kurs einen guten Stand hatte“, so Gutte weiter. 

Aber die junge Frau hat sich durch nichts von ihrem Ziel abringen lassen und sich auch in den anstrengenden Phasen ihre fröhliche Art bewahrt. „Das freudestrahlende Gesicht und diese Dankbarkeit, jetzt die Chance zu haben, ihren Traum umzusetzen, fand ich wahnsinnig beeindruckend. Da merkt man wieder, welchen Sinn auch unsere Arbeit hat“, resümiert der Projektmitarbeiter. „Ich wünsche ihr, dass sie diesen Spaß an der Arbeit nie verliert.“ 

Sie beweist sich auch in der Praxis 

Beeindruckt hat Leti Seolina nicht nur das WiP-Team, sondern auch die Kolleg*innen im Praktikum. Alle Stationen des Helios-Klinikum in Erfurt, auf denen Leti Seolina eingesetzt wurde, waren mehr als zufrieden mit ihr. Besonders hervorgehoben bei Gesprächen und in der abschließenden Beurteilung wurden ihr selbstständiges Arbeiten und ihre Präzision. Für das WiP-Team war das nicht neu, schon während des Kurses hatte Leti Seolina immer solange nachgefragt, bis sie alles ins letzte Detail verstanden hat. Und auch bei den Praxisübungen überzeugte sie mit ihrem Perfektionismus. 

Nicht verwunderlich also, dass Leti Seolina von einer Stationsleitung ermutigt wurde, sich direkt nach Abschluss des “Wege in die Pflege”-Kurses auf eine Stelle im Klinikum zu bewerben. Leti Seolina bewarb sich und erhielt die Stelle.  

Ende letzten Jahres kam dann auch die Genehmigung von der Ausländerbehörde Ilm-Kreis, nach Erfurt zu ziehen.  

Und es geht weiter... 

Doch auch mit der Festanstellung als Pflegehelferin ist für Leti Seolina das Ziel noch nicht erreicht. Über eine Kooperation zwischen dem Helios Klinikum und dem Projekt „Wege in die Pflege“ bekommt sie zur Zeit ein Deutsch-Coaching, um sich auf eine Ausbildung im nächsten Jahr vorzubereiten. 

„Ich wünsche ihr, dass sie alles so packt, wie sie sich das vorstellt und dass sie richtig ankommen kann. Sie hat diese Stabilität verdient endlich an einem Punkt anzukommen, wo wirklich alles gut ist“, sagt die Projektleiterin Daniela Gareis-Krumm abschließend.

(Juli 2021)

Jan Gutte
Dieser Text wurde automatisch übersetzt.